Lern-Service-Engineering in Zeiten von MOOCs, sozialen Netzwerken & Co
Prof. Dr. Martin Gersch, Professur für Betriebswirtschaftslehre und Leiter des Competence Center E-Commerce, Department Wirtschaftsinformatik, Freie Universität Berlin
Vergleichbar zu anderen Branchen, befindet sich auch die „Lehre“ in einem vor allem technologiegetriebenen Veränderungs- und Transformationsprozess. Technische Potenziale werden genutzt, um organisatorisch und didaktisch veränderte Lehr-/Lernarrangements zu realisieren. Die Summe kleiner Veränderungen bewirken Transformationsprozesse auf Branchen- und Gesellschaftsebene. „Treiber“ dieser Entwicklung betonen die vielen neuen Möglichkeiten und Vorteile, „Getriebene“ fürchten die Aufgabe über lange Zeiträume gewachsener Routinen und Praktiken.
Die systematische und methodengestützte Planung, Entwicklung und Realisierung technikermöglichter Lehr-/Lernarrangements ist unter der Bezeichnung „Lern-Service-Engineering“ seit Jahren ein boomendes Arbeitsgebiet im Bereich der Wirtschaftsinformatik. Anhand aktueller Beispiele kann gezeigt werden, welche ökonomischen, organisatorischen und didaktischen Implikationen mit verschiedenen Erscheinungsformen des E- und Blended Learning einhergehen. Neben den aktuell breit diskutierten „MOOCs (Massive Open Online Courses)“ befördert insbesondere die zunehmende Nutzung sozialer Netzwerke den seit Jahren beobachtbaren Rollenwandel auf Seiten von Lernenden in Richtung einer steigenden Eigenverantwortung („Prosumer“), aber vor allem auch den Rollenwandel auf Seiten der Lehrenden: von den „allwissenden Erzählern“ zu „Designern von Interaktionsarenen“ und „Mentoren von Interaktionsprozessen“.